Donnerstag, 30. Juli 2015

Wann ist mein Rasierer eigentlich stumpf?

... das musst Du doch bemerken. Irgendwann kannst Du Dich doch nicht mehr damit rasieren, bei mir ist nach einer Woche Schluss. Dann wechsel ich die klingen.
Nee. Ich kann den ewig benutzen. Irgendwann sehen diese Ränder unansehnlich aus. Das ist Papier oder irgendein Kunststoff, weiß nicht wozu der da ist, aber der verblasst. Aber die Klingen, die sehen aus wie immer.
... und dann kratzt Du Dir täglich die Haare aus dem Gesicht? Wird das nicht irgendwann zu mühsam.
Nee. Im Gegenteil, wenn ich die Klingen wechsle dann wird's erst gefährlich. Daran merke ich eigentlich, dass sie wohl doch am Anfang schärfer sind. Bei den ersten zwei oder drei Rasuren schneide ich mich immer.
... und dann läufst Du mit Klopapierschnipseln rum. Zum Spott Deiner Frau.
Ja, die hat die Probleme nicht. Auf jeden Fall benutze ich meine aktuellen Klingen bestimmt schon 8 Wochen. Die Dinger sind ja auch nicht billig, obwohl ich bei dm schon nur die Hälfte von dem bezahle, was die Marken verlangen.

Irgendwie ist das wohl eine Frage von Augenmaß. Das krieg ich nicht hin. Ich weiß, wenn mir was gefällt, aber das wechselt ständig. Genauso weiß ich nie, wann der Rasierer zu stumpf ist. Ich kann ja mal probieren, vielleicht geht's tatsächlich irgendwann gar nicht mehr, oder vielleicht kommen dann tatsächlich Verletzungen wie am Anfang.
Zum Glück bin ich kein Handwerker, sondern Softwareentwickler. Da ist alles exakt ... hmmmm eigentlich auch nicht. Es gibt schönen Code und hässlichen. Wenn ich was ändere muss ich irgendwann entscheiden, zu refaktorieren. Es gibt zwar Metriken, aber wirklich entscheiden kann da auch nur das Augenmaß.
... also doch.
Ja und dann wird das ganze hinterher doch wieder von den anderen zerrissen. Perfekt ist es nie. hmmm Perfektion is wohl nich mein Ding. Aber manchmal, wenn ich sowas Perfektes in der Hand habe, bewundere ich das schon.
Komisch, womit man das immer so verbindet. Man hört das leise Plopp beim Zuschlagen der Autotür eines Mercedes und denkt, perfekt. Oder man drückte auf die Taste eines HP-Taschenrechners und dachte perfekt.
Was braucht man an Perfektion um die Beugung des Lichtes an der Sonne nachzuweisen.
... Du bewunderst das ganz schön, kannst es aber nicht leisten. Hast Du da irgendwo versagt. Willst Du nicht auch was Perfektes schaffen oder leisten, was von anderen bewundert wird. Statt dessen murkst Du Dein Leben lang rum ....
Yupp da hast Du schon recht. Ich tröste mich damit, dass die, die perfektes schaffen, damit meist auch nicht zufrieden sind. Im Gegenteil, eigentlich sind das Leute, mit denen ich ungern umgehe. Sie erscheinen steif, kritteln immer rum und sehen unzufrieden aus.
... ich glaube das ist ein Vorurteil. Es gibt die stillen Perfektionisten, bei denen siehst Du ein Werk und denkst hinterher, das hätte ich dem oder der gar nicht zugetraut.
hmmm auch wahr, ok. Es ist vielleicht doch ein persönliches Defizit, dass ich schon mit wenigem zufrieden bin. Hauptsach s' tut. Mancher arbeitet solange an seinem Zeug, bis es zu spät ist, oder verrennt sich in unwichtigen Details.
... das sind aber auch meist keine Perfektionisten. Die wollen schon fertig bekommen, was sie anfangen, oder.
Vielleicht ja, ok, die Frage ist doch, bin ich zufrieden mit dem was ich tu. bzw. wann bin ich damit zufrieden. Vielleicht dann, wenn ich merke, dass andere es wollen, dafür bezahlen und es einsetzen können.
... und dann kommt die Angst, Du bist also von anderen abhängig. Ein Perfektionist, weiß was gut ist, der braucht nicht das Urteil anderer.
Ja, ein wenig Angst ist da schon. Irgendwann will keiner mehr, was ich mache und dann.
... dann kannst genauso gut Schluss machen.
Ist es so, nein, ich bin doch nicht nur der Schaffende, ich bin auch der Konsumierende. Na, dann konsumier ich halt nur noch.
... Und sag nicht das ist weniger Wert. Du sagst ja selbst, je mehr andere Deine Werke einsetzen, desto besser findest Du das.
Da muss ich noch eine Weile drüber nachdenken. Jetzt sind wir vom Rasierer bei der Rente angelangt.


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