Samstag, 29. August 2015

Tag 9, Strand und abendliches Whalewatching

Unser Reiseprogramm war jetzt eigentlich abgearbeitet. Wir hatten noch einen freien Tag in Puerto Piramides.

Gestern waren wir schon ein Stück an der Entsalzungsanlage vorbei in Richtung Süden gegangen. Heute wollten wir daraus eine längere Wanderung machen.
Diesmal waren keine Reiter am Strand.
An den Bootstraktoren vorbei, ging's zu dem kleinen Haus mit dem ominösen Brummen. Dann weiter um die Ecke über die Felsen, die diesmal nicht so glitschig waren.

An der Wasserlinie waren einzelne Vögel zu sehen. Ich wollte näher zum Tierleben, also kletterte ich vorsichtig über die braunen, teilweise mit fast gelben und schwarzen Punkten, vielleicht Muscheln, bewachsenen, Fels-Stränge, bis ich bei dem von der Form her wellblechartigen, festgebackenen Sand ankam. Die schmalen etwa 5cm breiten und 2cm tiefen Rillen waren meistens noch mit Wasser von der vergangenen Flut gefüllt. Manchmal stand es auch ein wenig höher in Pfützen oder bildete sogar schmale Bäche. Unsere Schuhe waren aber dicht genug.

Die Möwen waren erstaunlich vorsichtig. Man durfte sich ihnen nicht weniger als 50 Meter nähern. Ich versuchte mit der besseren Kamera im Serien-Modus, ein paar gute Flugbilder zu bekommen.

Wir stapften weiter. Der Sand war mal härter, mal weicher. Es war ein wenig wie eine Wattwanderung. Allerdings gab es viel weniger Leben. Keine Sandhügelchen von Wattwürmern, keine eingegrabenen lebenden Muscheln.

Ab und zu konnten wir eine lebende Minikrabbe sehen. Ansonsten fanden wir alle Arten von Muschelschalen, tote, zum Teil sehr große Krabben und manchmal auch seltsame, lange, dünne strohhalmartige Würmer.
Mit dem Stiefel grub ich eine ganz fest in den Sand ein gebackene Austernschale aus. Das Teil war bestimmt zwei Kilogramm schwer und hatte 4-5 cm dicke Wände. Man konnte, wie Jahresringe an Bäumen, die Schichten erkennen, in denen das Perlmutt darauf gewachsen war.

Hinter'm Strand fraßen kleine Guanacogruppen im Dornengestrüpp. Ganz oben schienen einzelne Tiere aufzupassen, ob die Zweibeiner am Strand dem Rest der Herde zu nahe kamen. Die Minikamele standen zum Teil wie Gemsen in der steilen Felswand.

Weiter hinten in der Bucht waren wieder mehr flache Steinplatten, die von Vögeln bevölkert wurden. Vorsichtig näher gekommen, konnte man die, wie immer vorhandenen, Möwen, ein paar kleinere braune Enten und Austernfischer eifrig mit ihrem roten Schnabel am Picken sehen. Etwas abseits einer größeren Möwengruppe waren auch zwei Seeschwalben an ihrer dunklen Mütze zu erkennen.

Am Ende dieser Bucht klafften tiefe Höhlen, welche die Brandung in den sandigen Fels gegraben hatte. Davor lagen abgebrochene Stücke vom Steilufer, die noch nicht von der Flut weggespült worden waren.

Das Wasser kam so langsam zurück. Wir befürchteten aus der nächsten Bucht nicht mehr trocken zurück zu kommen und beschlossen umzukehren.
Tatsächlich war in der Ferne von Puerto Piramides aus, jetzt auch ein weiterer Mensch mit Hund unterwegs.

O. und ich gingen etwas schneller, A. und S. sich unterhaltend etwas langsamer, zurück. Im Schatten, wieder am Anfang der Bucht angekommen, setzte ich mich auf einen Felsen und schrieb am gestrigen Tag weiter, bis der Mensch mit Hund, bzw. die junge Frau mit dem agilen Wollknäuel vorbei kam. Der kleine weiße wuschelige Kläffer näherte sich mir ganz vorsichtig von hinten. Die Einheimische zog, beim Gassi gehen, dem ruhigen Meeresrauschen deutlich hörbar, das aufgeregte Brabbeln des spanisch sprachigen Radiosenders vor. (bzw. Castellano, kastelschano ausgesprochen, wie die Einheimischen sagen)

Die "Mädels " hatten so langsam aufgeholt. Wir beendeten den Spaziergang mit einer Cerveza Artesanal Roja für S. und mich, Dorada für A. und O. sowie Erdnüssen auf freibadblau angestrichenen, aus Beton gegossenen und trotzdem erstaunlich bequemen Bänken.

Gegen halb sechs beschlossen A. und ich noch einen Café trinken zu gehen. Die Terasse des Restaurants neben unserem Hotel wurde noch von der Abendsonne angestrahlt. Eine extrem nette dunkelhaarige Kellnerin brachte uns zwei Café con Leche. Auf zwei dreieckigen Holzbrettchen mit Walflosse bekamen wir noch Kuchen. Für mich ein Stück leckeren Apfelkuchen, A. wurde mit Dulce de Leche das 1cm dick unter einer Kokosmakrone lag, beglückt.

Die Musik fiel uns noch auf. Ein einzelner Interpret sang abwechselnd spanisch und englisch. Die Kellnerin war ganz begeistert darüber, dass er uns aufgefallen war und erzählte uns mehr von ihm. Sein Name ist Kevin Johansen und er singe entweder wie ein Porteño oder Englisch. Er war wohl mit einem Comicschreiber in der Gegend unterwegs. A. bekam später noch heraus, dass er in Alaska geboren war.

Vom Café aus machten wir noch einen kleinen Spaziergang durch den Ort, an dem Motel vorbei in dem wir vor 18 Jahren abgestiegen waren. Dahinter war die Koppel für die Pferde von gestern eingezäunt. A. musste sie unbedingt zu ihnen gehen. Am Zaun standen die braune Stute mit einem der Fohlen. Die Mutter ließ sich bereitwillig streicheln. Das Kleine legte aber die Ohren an, sobald ich es berührte. Als ich dagegen die Hand ruhig hin hielt, gingen die Ohren wieder nach vorne und es schnüffelte neugierig daran.

Auf dem Rückweg zum Hotel sahen wir, dass ganz nah am Ufer, einige Wale im Oberwasser schwammen. Neugierig stiegen wir wieder rechts am Ufer hoch.
Der Pegel war bis 1 m unterhalb der Steinplatten gestiegen. Eine Walkuh lag flach im Wasser, die Schwanzflosse bewegte sich so gut wie nicht. Der Kopf mit dickem hellem Fleck schwebte fast ständig über der Oberfläche. Das Bild erinnerte mich an die älteren Damen mit Bademütze, die in den Bädern ihre Runden zu schwimmen pflegen.
Die 15 m lange Mammi paddelte, nur mit den Vorderflossen, fast regelmäßige 300 m Runden. Hinter und neben ihr war immer wieder das Kalb zu erkennen. A. meinte, das muss wohl "müde geschwommen" werden.
Nicht weit von den Beiden tauchte immer wieder ein komplett weißer Wal mit seinem Kameraden zusammen auf. Man konnte den hellen Fleck schon unter Wasser kurz vor'm Auftauchen erkennen.
Auch etwas weiter draußen erschienen immer wieder Buckel oder Flossen von  ruhige Wal-Gruppen im Dämmerlicht.

Inzwischen versammelte sich auch die Dorfjugend, mit ihren Handykameras auf der Felsspitze. Das Bild von den friedlichen Walen, die sich, als ob sie im Urlaub wären, ruhig, ohne klaren Zweck, in der Bucht so nah am Ufer bewegten, schien auch für sie ungewöhnlich zu sein.

Es war ein fast magischer Abschluss des Tages. Was war das Besondere? Ich empfand so etwas wie Scheu in der unmittelbaren Nähe dieser friedlichen Riesen, die da in der Abendsonne ihre Runden drehten.

Freitag, 28. August 2015

Tag 8, Yellow Submarine

... bist Du jetzt in einem Beatles Lied gelandet?
Fast. Eigentlich sollte unser Whalewatching mit einem anderen Boot geschehen. Das von gestern war ja eine Art überdimensionales Schlauchboot. Wir sollten in einem Boot mit Glasboden oder so was ähnlichem fahren. Als wir dann gestern vor dem Boot standen, war uns relativ klar, dass es das nicht war. Es gab auch im vorhinein schon Konfusion mit der Agentur in Puerto Madryn. Aber eigentlich hatte P. uns gesagt, dass jetzt alles klar wäre.

Mir war das ziemlich egal. Ich wollte Boot fahren und Wale sehen. Von einem Blick in trübes Wasser hatte ich mir nicht viel versprochen.
Nichts desto trotz wurde das reklamiert und die Agentur bemühte sich noch redlich. Ergebnis war: Wir sollten an diesem Tag um 13:00 beim Ticketverkauf nachfragen. Und wenn das sog. Submarina fahre, mitfahren, sonst nicht.

... das klingt ganz schön kompliziert.
Ja, eigentlich wäre ich auch zufrieden gewesen, wenn wir zum Ausgleich einfach nochmal eine normale Fahrt spendiert bekommen hätten.
Du weißt ja...  Boot fahren ist toll!!!...

Auf jeden Fall mussten wir irgendwie 3h rumbringen. Morgens schon zu fragen nützte nichts. Der Betreiber wusste auch noch nicht sicher, ob genügend Kunden für die teure Fahrt (doppelt so teuer) zusammen kommen würden.
Also schlenderten wir den Strand entlang. Dabei begegneten uns zwei Reiter mit 2 jungen Pferden, die über den Strand galoppierten.
Den Typen und die Pferde konnten wir schon während des Frühstücks in die andere Richtung reiten sehen. Er hatte wohl mit dem Hand Pferd eine Touristin abgeholt.

Wieder zurück gab es gute Nachrichten. Das Submarina sollte fahren und wir mit.
Also wieder Schwimmwesten abgeholt. Diesmal erhielten wir noch vor dem Tickethaus eine Einweisung.
Das Boot sieht aus, als wäre es auf einen Schlitten gebaut. Dieser, etwa zwei Meter hoch und anderthalb Meter breit, ist an den Seiten mit zehn bis fünfzehn Fenstern ausgestattet.
Das Boot und das Gestell, mit dem es ins Wasser gefahren wird, sind leuchtend Gelb angemalt.

Die Reling ist relativ niedrig. Sicherheitshalber sollten die Gäste auf den 4 mal 5 Plastik-Sitzen bleiben.
Endlich wurde das Boot angehalten und es wurde uns angeboten, nach unten zu gehen.

In dem mittelmäßig dunklen Raum waren entlang der Fenster etwa 25 cm breite runde Sitze angebracht. Das Wasser außerhalb schimmerte hellgrün. Unter uns war der sandige Grund zu sehen.
Wie tief, war schlecht abzuschätzen.
Ich habe ohnehin den Verdacht, dass das Fensterglas Dinge unter uns wesentlich näher heranholte als sie in Wirklichkeit waren.

Bei der ersten Begegnung sah ich nur kurz die mächtige Schwanzflosse schlagen. Beim nächsten Mal waren gleich mehrere Wale zu erkennen. Es wurde uns erzählt, dass bei der Paarung mehrere Männchen ... vielleicht besser Walbullen ... eine brünstige Kuh umlagern und zusammen arbeiten. Anscheinend soll jeder Gelegenheit zur Paarung bekommen und das beste, schnellste oder mit dem meisten Glück ausgestattete Sperma gewinnen.

Wie das genau abläuft, war aus unserem Metallkasten heraus nicht zu erkennen. Es war aber äußerst eindrucksvoll, wie die 4 oder 5 großen Leiber sich im Wasser mit leichten Schlägen ihrer riesigen Vorder- und Schwanzflossen um einander herum bewegten.
Ein ander Mal schwamm ein neugieriges Kalb dicht an uns vorbei. Im Hintergrund war die vielfach größere Mutter.
Im allgemeinen waren im Wasser zuerst die Weißen Flecken am Kopf oder der weiße Bauch zu sehen. Wenn diese dann näher kamen konnten dann Maul und Auge identifiziert werden. Danach konnte man dann die oft stark zerkratzten oder sogar verfurchten Leiber sehen. Manchmal verschwand der Wal (oder die Walin) dann unter dem Boot, wobei man den Eindruck hatte, er müsste mit uns kollidieren.

Alle Begegnungen gingen aber reibungslos ab. Die Tiere machten nicht den Eindruck, als ob sie gestört oder gar bedroht würden. Im Gegenteil, die Boote wurden i.A. nicht zwischen sie gesteuert, sondern es wurde außerhalb der Gruppe angehalten. So, dass sie sich aus eigenem Antrieb nähern konnten.
So wurde uns das erzählt, und ich konnte auch nichts Anderes erkennen.

Nach drei Viertel Stunden wurden wir wieder aus dem Kiel hoch geholt.
A. redete noch mit unserer englisch sprechenden Guide. Diese war auch total begeistert und auch selbst zwischendurch mit einer Spiegelreflexkamera unterwegs gewesen.
Sie selbst habe das auch noch nie so erlebt ... bei solchen Aussagen meldet sich bei mir allerdings immer das typische schwäbische Misstrauen.
Ich muss aber sagen, dass das Erlebnis um eine Größenordnung intensiver war, als die Exkursion vom Vortag.

Nach Abgabe der Schwimmwesten meldete sich wieder der Hunger, der in bewährter Weise in dem Kiosk von gestern gestillt wurde.

Zurück im Hotelzimmer übertrug ich noch alle Bilder und Filme auf den Laptop bzw. Interessantes von der Kamera auf's Handy. So konnten die besten Bilder mit Whatsup verteilt werden.

Um Abschluss des Tages wollten wir Fleisch essen. Das war keine gute Idee.
Eine Flasche Malbec in unserem Zimmer tröstete aber hervorragend darüber hinweg.

Donnerstag, 27. August 2015

Tag 7, Ballenas!

Beim Frühstück trafen wir einen begeisterten O. an. Er hatte in der Bucht, unsere Zimmer hatten direkten Blick auf's Wasser, schon Wale beobachtet.
Er meinte es wären Orcas ... das stellte sich dann aber als falsch heraus. Um 12:00 sollte das Glasboden Boot losfahren. Wir sollten um 11:30 da sein. Es war noch genügend Zeit für einen kleinen Spaziergang am Strand.
Wir stiegen rechts ein Paar Stufen hoch und bekamen einen schönen Ausblick auf die Nachbarbucht. Auch von hier aus waren jede Menge Wale zu sehen.
Die Vorfreude auf die Exkursion im Boot stieg an.
Eine halbe Stunde vor dem Termin bewegten wir uns an abgestürzten Treppenstufen vorbei in Richtung Agentur/Ticketverkauf was auch immer man das nennen mag.
A. ging mit Pässen und Voucher in das Büro. Ich blieb draußen sitzen, las und wurde zwischendurch von einem einäugigen Hund adoptiert.
A. kam aus dem Büro und verteilte Scheckkarten große Tickets mit QR-Code.
Offensichtlich war das 10 Uhr Boot angekommen. Leute mit Schwimmwesten überschwemmten plötzlich den Eingang.
Nachdem sie ihre abgegeben hatten, waren wir dran. Zuerst die Kinder, dann konnten wir uns die roten Teile über streifen lassen.
Eine kurze Wanderung über'n Strand, eine Gangway hoch, dann konnte man sich um die besten Plätze streiten.
Boot fahren ist toll!!! Das überdimensionale Schlauchboot nahm 30-40 Personen in  roten Schwimmwesten + Kapitän, Fotograf und Guide in gelben Öljacken auf. Der Aufbau (< 20 Personen) versprach einen besseren Blick. Also schnell hoch. Inzwischen waren wir vom Traktor ins Wasser geschoben worden. Der Guide hatte auch noch ein paar Verhaltens Hinweise bzgl. Kinder. Kinder unten Eltern unten, Kinder oben - Eltern oben, Kinder im Wasser....
Die Vorstellung des Kapitäns wurde beklatscht, worauf der Guide riet, besser nach der Rückkehr zu klatschen.
Mit größeren Tempo  fuhren wir in die Bucht. Man brauchte ganz schön flexible Knie, wenn man stabil stehen wollte.
In der Nähe des ersten Paares wurde der Motor gestoppt.
Die Beiden waren kleiner, also wahrscheinlich etwas jüngere Wale und wälzten sich gemütlich um einander herum im Wasser.
Die nächsten Paare waren Mütter mit Kälbern. Der Guide schaltete jetzt für uns auf Englisch um und erzählte, dass ein Wal im Süden ungefähr 3Tonnen Krill am Tag zu sich nimmt und dass eine trächtige Kuh so bis zu 50 Tonnen schwer und 15m lang werden kann.
Zum Kalben kommen sie dann nach Norden in die Bucht der Peninsula.
Das Kalb hat anfangs ein Gewicht von 2 Tonnen und trinkt 200 Liter Milch am Tag.
Worauf Asgard, arme Mutter, sagte.

Wie gestern gelernt, machte ich einige Filme mit Standbildern. Irgendwann streikte aber mein Mobile. Zuerst wechselte ich den Akku, dann stellte ich fest, dass nur noch 2% Platz auf der Karte waren. Also, ab jetzt nur noch Einzelbilder. Wir waren auch schon auf der Rückfahrt und wurden von der Plattform heruntergescheucht, damit der Kapitän Gas geben konnte. Ich konnte noch auf halber Höhe ein paar Bilder von,  einem Felsen mit faulen Seelöwen, einer lustigen Gruppe Kormorane sowie einiger Möwen, machen.
Aaaach,... ein weiteres Highlight waren vier Pinguine in ungefähr 50 m Entfernung, die ganz ruhig im Wasser schwammen.
Nachdem wir die Schwimmwesten wieder erfolgreich losgeworden waren, machten wir uns auf die Almuerzo-Suche. 90% von Puerto Piramides Gastronomie war aber nicht davon zu überzeugen, uns nur mit Empanadas zu versorgen, bis wir neben der Panaderia eine Art Kiosk fanden, der neben dem lockeren gefüllten Gebäck in 4 Sorten, auch noch Cerveza Artesanal im Angebot hatte. Zum Bier gab's noch Erdnüsse, deren Schalen wir, zu O.'S besonderer Begeisterung, einfach auf den Piso (Boden) fallen lassen durften.
Die Spatzen waren ebenfalls erfreut, dass dabei ab und zu auch ein Nüsschen runter viel.
Danach suchten die Mädels noch Das Paradies, während O. und ich es uns zuhause bei einem Buch gemütlich machten.
Abends waren A. und ich so faul, dass uns der Regen einen willkommenen Vorwand lieferte, im Hotel zu essen.
Nach Mariscos wurde in unserem Zimmer dann noch der Sauerkirschlikör vertilgt und der Cassis mit einem Piccolo angefangen.

Mittwoch, 26. August 2015

Tag 6 Mate, Guanacos und Robben

Um 8:30 wurden wir in Puerto Madryn abgeholt. Wir freuten uns auf Seelöwen und Seeelephanten, die uns P. auf der Halbinsel Valdez zeigen wollte.
Zuerst mussten wir uns aber noch an einer Tankstelle mit Wasser versorgen. A. und S. meinten sie hätten die letzten Aqua Mineral con Gas Vorräte aufgekauft.
Vorbei ging's dann noch an einer riesigen Aluminium Fabrik aus den 1970ern, deren Bauxit importiert wird und deren Strom aus den Anden kommt. 20% ihres Ausstoßes soll von Argentinien verbraucht werden, der Rest wird wohl exportiert.
Bald wurde der Eintritt zum Nationalpark fällig. Ein Viertel davon gehört einer Estancia mit 40000 Schafen. Man rechnet pro Schaf 3 Hektar. P. erzählte einiges Interessantes während wir durch die relativ öde Steppenlandschaft kutschiert wurden.
Das Wasser bekommen die Schafe aus bis zu 100m tiefen Brunnen. Geschöpft wird heutzutage mit Windrädern, wenn gerade Bedarf ist. Und zwar wird die Windfahne des Rades dann senkrecht zum Rad gestellt, sodass es sich richtig in den Wind dreht.
Früher mussten die Brunnen natürlich mit Spitzhacke und Schaufel ausgehoben werden, was bei der notwendigen Tiefe ein mühsames und gefährliches Geschäft war.
Nach einer halben Stunde kamen wir im Besucherzentrum an. In einzelnen Sälen wurde uns die Geschichte der Halbinsel, sowie das Pflanzen und Tier-Leben nahe gebracht. Ein riesiges Glattwal-Skelett Photos und einige Karten halfen dabei.
Für später war noch die Unterscheidung zw. Ohrenrobben und Glattrobben wichtig.
Zu den ersteren gehören die Seelöwen, die das ganze Jahr über an Land verbringen. Die Seeelephanten dagegen kommen nur zum Kalben und Paaren an einer bestimmten Zeit im Jahr.
Außerhalb des Gebäudes konnte man noch kurz einen Turm besteigen und einen Rundgang auf einem Holzsteg durch die typischen Dornbüsche machen.
Auf der folgenden Fahrt versorgte P. uns mit Likör der mit den Früchten des Parquillon (noch zu klären!) angesetzt wurde, sowie mit seinen Geschichten.
z.B. von der Sage, warum man nach dem Genuss von Calafate wiederkehrt. Calafate gibt es allerdings auf der Peninsula nicht.
Wir hielten während der Fahrt immer wieder an, wenn Laufvögel (selten) oder Guanacos (häufig) zu sehen waren.
Prinzip ist, dass angehalten wird, man aber nicht aussteigen soll.
Dank Teleobjektiv konnten aber trotzdem ein paar gute Bilder gemacht werden.
P. unterhielt uns auf der Fahrt noch mit Geschichten von Otto Schreiber, einem sächsischen Landsmann, der im letzten Jahrhundert einige Jahre in Patagonien zugebracht hatte.
Er las uns einige witzige und ironische Erzählungen vor.
Zwischendurch kamen wir an einem Parkplatz an einer Böschung an. Zwischen und unter den Büschen waren Höhlen zu sehen... leider aber keine Pinguine. Wir waren wohl wirklich zu früh im Jahr da.
Dafür konnten wir einen Kormoran beim Tauchen beobachten. In der Nachbarschaft hatten wir auch noch Kibitze und Spatzen.
Bei einem weiteren kurzen Parkplatz-Halt (mit Aussteigen) konnten wir die ersten Seelöwen auf einer entfernten Landzunge mit Fernglas und Tele beobachten.
Immer wieder flattert ein Kormoran quer durchs Bild.
Kurz danach kamen wir in Punta Delgada an. Nach Empanadas, Huhn und Flan war das vorher zu drei vierteln volle Restaurant plötzlich leer, und wir die einzigen Gäste.
Jetzt folgten holprige 500 Meter zum Strand. Wir durften bis auf etwa 10 Meter Höhe das sandige Steilufer herunter, bis uns ein dickes Seil anzeigte: Bis hierher und nicht weiter.
Früher durfte man wohl näher an die Tiere ran, bis festgestellt wurde, dass diese im darauffolgenden Jahr nicht mehr kamen.
P. erzählte von einen Bullen mit 100 Kühen, und dessen Nachbarn: Pavarotti, mit ein Paar weniger. Das käme heutzutage aber hier nicht mehr vor. Der Schwerpunkt habe sich zu einer Nachbar Estancia verlagert.
Trotzdem war viel zu beobachten.
Ein Kuh hatte wohl vor etwa 5Tagen gekalbt. Das kleine hatte offensichtlich Hunger, die Mutter war aber irgendwie zu bequem, oder noch nicht so weit. Jedenfalls machte sie es ihm nicht einfach, an seine Milch zu kommen.
An der Wasserlinie lag ein Fleisch- und Fettberg rum, der darauf wartete, dass weitere Kühe ankommen. Diese sollten sofort in seinen Harem eingegliedert werden. Ein paar Tage nach dem Kalben werden die Kühe nämlich wieder brünstig....
Mit dem Fernglas waren noch weitere Bullen ... ohne Harem ... und verstoßene Jungtiere zu sehen.
Ich habe die trägen Biester mit Vergrößerung und Filmkamera aufgenommen, in der Hoffnung, dass durch die Ausschnittsvergrößerung die Datei nicht so groß wird. Und wieder was gelernt: Durch Tippen auf das Display können Standbilder gemacht werden.
Am Ende der Fernglas Reichweite standen Vögel auf dem Felsen bei denen wir uns erst nicht sicher waren, ob es Pinguine oder Kormorane waren. Bis einer davon abflog....
Auf der Weiterfahrt waren noch Maras zu sehen. Ganz ruhig fraßen sie vor'm Zaun. Langsam wurde es dunkel. Ich las noch bis wir in Puerto Piramides im Hotel ankamen.

Dienstag, 25. August 2015

Flug nach Trelew. 5. Tag

Aufstehen 2:30!!!! Völlig belämmert hab ich mir Wasser ins Gesicht geworfen, mich angezogen und den Rucksack fertiggepackt. Dann noch unter'm Bett im Schrank, Safe und allen Schubladen nach geschaut, ob uns vielleicht  was entgangen ist.
Im Kühlschrank war tatsächlich noch die Dose vom Herflug.
Der erste Fahrer war pünktlich um Drei mit seinem hell gold farbenen Van vor der Tür und brachte 4 Menschen im Halbschlaf zum Inlandsflughafen.
Ich saß am Fenster und versuchte das Häusermeer von BA möglichst unverwackelt aufzunehmen.
In Trelew war das Gepäck innerhalb von wenigen Minuten da. Allerdings wurde es nochmal durchleuchtet. ... Der Steppe sollen wohl noch ein Paar Keime erspart bleiben.
Im Empfangsbereich suchte ich hoffnungsfroh alle Schilder ab ... war nix.
Vor'm Flughafen ... auch nix.
Dann hat A. auf dem Voucher entdeckt dass wir wohl erst um 15:30 statt 7:30 erwartet wurden.
Dann rauskriegen was die Länder Vorwahl von Argentinien ist. Zum Glück gab es WLan im Flughafen. 54.
Dann Anrufen.... ging nicht. Jemanden Fragen ... soll anrufen ... Münzfernsprecher bedienen ... ging nicht.
In der Ecke funktionierte dann zum Glück doch mein Tolles Telefon!
Nach einem zweiten Café kamen dann P. und Ignacio der Fahrer an. Er eröffnete uns, dass es noch keine Pinguine in Punta Tombo gäbe. ....
Jetzt wurden wir bis zum nächsten Programmpunkt beschäftigt.
Paläontologisches Museum in Trelew. Gaimann - eine walisische Stadt in Argentinien. Erst ein windiger Aussichtspunkt mit Blick auf den Eisenbahntunnel. Die wurde nie in Betrieb genommen. Links Steppe, Rechts Kulturlandschaft mit Feldern, die mit Pappeln vor dem Wind geschützt werden.
Das erste Haus von Gaimann war leider verschlossen. Genauso wie die beiden Kirchen. Offen war ein Verkaufsraum von zwei älteren Leuten. Sie produzieren Citrus-Marmelade, die wir prompt kaufen mussten, obwohl aus Kürbiss hergestellt.
Peter konnte sehr viel erzählen.
Der Höhepunkt war eine Teestube mit Scones und lecker Brot mit gesalzener Butter und einer Auswahl an Kuchen und Pan Negra einer Art Plumpudding mit Lebkuchengewürz.
Es ist interessant Auswanderern zuzuhören. Seine Familie ist seit 1951 in Argentinien. Seine Mutter stammte aus dem Baltikum. Er war Tischler  Eisenbahner und jetzt Ruheständler und Reiseführer.
Er ist etwa 1.65 groß, stabil und macht mit seinem Bart und dem weißen Haarkranz den typischen Eindruck wie Hollywood Zwerge dargestellt werden.
Er spricht hervorragendes Deutsch. Wegen Problemen mit den Stimmbändern aber nicht laut und mit leicht rollendem Nebengeräusch.
Nach dem Tee wurden wir nach Puerto Madryn kutschiert.
In dem netten ruhigen Hotel machten wir 1 h Pause. Es musste mal wieder Geld gewechselt werden. Der Kurs war sehr gut. Hunger trieb uns auf die Suche nach einem empfohlenen Fischrestaurant.
Das war eine weniger angenehme Stunde.
Mit Zwischenstopp in einer Bierkneipe kamen wir dann doch noch zu leckeren Muscheln, wenn auch nicht in dem gesuchten Restaurant.
Nach dem längeren Rückweg fielen wir mal wieder erschöpft ins Bett.

Montag, 24. August 2015

San Telmo. Tag 4

Der vierte Tag wurde entspannter. Um 9:00 trafen wir uns zum Frühstück. Dort sprach uns eine unbekannte junge Frau mit schwäbischem Akzent an. Unsere Reise Organisatorin war zufällig auch in BA. Sie ist erstaunlich mitteilsam am frühen Morgen.
Dann ging's mal wieder zu Fuß durch das San Telmo Schachbrett. Bis wir die Bolívar trafen.
Die ganze Straße vom Plaza de Mayo bis zur Plaza Doriego war von Ständen belegt.
Zwischendurch gab's noch Cafe Cortado plus Bananenkuchen in der Markthalle von San Telmo. Neben Möbelläden und Cafes gab es auch nette Früchte/Gemüse/Gewürzstände und "appetitliche" Metzgereien.
Wir schlenderten bis zum Doriego. Ich wollte Tango Tänzer sehen. In der ersten Ecke mit Musik erholte sich gerade ein älteres Paar. Zwei Gitarristen füllten die Zeit mit Musik.
Zwischen den Ständen auf dem Platz war eine größere Fläche als Bühne gekennzeichnet. Den drei Tango Tänzern (Mädel ~20, Mann < 30, Älterer ~70) dort haben wir länger zugeschaut. Tango Argentino kann doch auch mit der alten Musik begeistern. Ich würde gerne mitmachen!!!
Wir bewegten uns langsam zurück. S. und A. kauften noch ein Armband mit Anker. Dann Richtung Paseo de Colon.
Endlich ;-) Almuerzo in einer Bar.  Es war ein nettes Lokal mit mehreren bunt gestreiften Fahnen. Trotzdem freundlich aufgenommen, wurden zwei Tische  zusammengestellt. Wir entdeckten das  Tagesessen, dann konnte es losgehen. Cazuella de Lentejes für meine drei Mitreiser. Grünzeuch plus Lachs für mich.
Zurück am Kriegsministerium mit schönem Palo Boracho und Casa Rosada vorbei. Noch ein kleiner Abstecher zu alternativem Markt unter roten Regenschirmen.

Im Hotel mal wieder ausruhen, Handy laden und Kim Harrison lesen. Um halb sechs ging's mit der U-Bahn nach Ricoletta. Leider war die Station mitten in Häuser Schluchten sodass die Orientierung nur mit zwei Handys mit Kompass gelang. Nach 1,5 km kamen wir am Markt an, wo S. zwischen den einpackenden Ständen noch ein Mate-Starter-Kit erwarb.

Dann fiel S. noch ein, dass da irgendwo das neue Kunstwerk, eine metallene Blume, die im Tagesverlauf auf und zu geht, sein musste.
Nach ein wenig Herumirren haben wir sie dann noch im Dämmerlicht gefunden.
Hübsch, halb geschlossen von innen magenta beleuchtet in einem kleinen runden See platziert.
Es meldete sich mal wieder der Magen und wir schafften es, ein Lokal zu überzeugen, uns schon um 19:20 als Dinnergäste anzunehmen.
Steaks, Ceviche und Carpachio.
Zum Abschluss wieder ein Absacker im Tortoni, wo ich mit O. über Musik machen diskutierte.

Sonntag, 23. August 2015

Tigre. Tag 3

Puuuh. Aufstehen um 7:30. Frühstück mit Dulce de Leche dann holten uns Juliana und Jorge um 8:50 ab.
Dasselbe Auto wie beim Flughafen transfer. Jetzt geht's erst die 9. Julio (1818 oder 1816) lang. .... Teatro Colon wurde erwähnt. Soll die dritt beste Akkustik haben ;-). Dann in die Libertador wieder an A.s alter Wohnung vorbei. Auf dem Weg durch Palermo war ganz BA beim Frühsport. Die Parks heißen auch "Bosques de Palermo". Ist schon auffallend: Fährt man die Libertador entlang sieht man von Palermo 15 Minuten nur Parks. ... kann aber auch an den vielen Staus liegen, dass es so lange gedauert hat.
Der über nächste Stadtteil war Olivos: Wir führen dort an der Präsidentinnen Residenz vorbei.
In San Isidro wurde ein Abstecher zu einer Wendeplatte mit Aussicht zum Rio de la Plata gemacht. Plata - Silber weil es von Peru hierher transportiert wurde, um verschifft zu werden. Deswegen heißen die 3 Mio Einwohner auch Portenos.

Weiter über Kopfsteinpflaster bis San Fernando, alles "Avenida del Libertador".
In Tigre wurden von J. zuerst Schiffstickets gekauft. Dann hatten wir 30 Minuten Zeit für den "Puerto de Frutos". Der Rest von BA kommt anscheinend hier her um Möbel zu kaufen.
In einer Holzbarke für 96 Personen geht's den Carapachay hoch, an vielen Stegen und Häusern auf Stelzen vorbei zum Asado. (Wir waren inzwischen auch ziemlich hungrig geworden) Jetzt noch ein kleiner Spaziergang bei dem wir schon mal die HotteHüs kennen lernen konnten.
Das Asado wurde auf einem kleinen Tischgrill mit Holzkohle serviert. Wir saßen im Freien. Jeder hatte ein rundes Holzbrett mit scharfem Besteck vor sich.
Angefangen wurde mit Murcilla, Chorizo und irgendeinem Magen ... den mochte aber keiner von uns. J. war erstaunlicher weise scharf auf die Blutwurst. Der Dueno musste noch ein extra Stück suchen.
Dann viele kleine Fleischstücke, meist mit Knochen. Keine Steaks! Ist mehr so das Grillen für normale Leute.
Dabei sind wir die ganze Zeit von netten Hunden angehimmelt worden.
Zum Nachtisch bekam S. noch einen Mumm plus Geburtstagskuchen. Lecker Flan mit Dulce de Leche.
Dann ging's ins Boot. Die Männer bekamen eines für sich.
Das war lustig und anstrengend. O. der Bootsfachmann saß vorne und war leider meinem dilettantischen Paddeln ziemlich ausgeliefert. Wir hatten es am Ende aber ganz gut raus. Abgesehen von einem Ast, der uns fast vom Kanu gestreift hätte und einer Art Wiese am rechten Flußrand. Zwischendurch kam auch mal die Barke vorbei, machte aber zum Glück langsam für Ungeübte. Wir wurden von einer weißen Promenadenmischung begleitet, die am Wendepunkt zu der Chefin ins Boot durfte.
Ich war viel zu warm angezogen und triefte am Ende fast vor Schweiß. Die Sonne hatte sich während unserer Paddel Experimente auch entschieden, komplett raus zu kommen. Also, ab jetzt, herrschte  herrlicher blauer Himmel.
Wir konnten die wackeligen Angelegenheit, ohne ins Wasser zu fallen, wieder verlassen und noch schnell auf's Pferd steigen. Es war leider nur eine dreiviertel Stunde dafür übrig.
Wir bekamen kleine Pferde mit Sattel ohne Baum und dicken Decken drauf.
Die Trense ... mit 5 cm Hebel durfte man quasi nicht anfassen, wenn man wollte dass das Pferd sich bewegte.
Ich hatte einen Schimmel, A. einen kleinen Rappen.
War gemütlich, es ging, eine dritte Mitreiterin hing leider 50 Meter hinterher, über die Dämme.
O. und S. ritten nicht und beobachteten Blattschneideameisen.

Wir mussten aber leider früh umkehren  um dann das ziemlich volle Boot zu besteigen.
Ich habe noch ein Paar Bilder in der Sonne gemacht und während der Fahrt schon mal die Bilder vom Morgen sortiert. ... also wieder einiges weggeworfen.
Zurück über die Autobahn brachte uns der Jüngling vom ersten Tag.
Ab zum Ausruhen. J. hatte uns die Pizzerien in der Corientes empfohlen.
Wir landeten dann auch im "gemütlichen" zweiten Stock einer Pizzeria nahe der 9. de Julio.

Abschluss war noch im Tortoni mit einem Glass Vino Blanco für mich, Tinto (Malbec) für die Anderen. Dann fielen wir Vier ins Bett.