Sonntag, 9. August 2015

Go Public?

...warum schreibst Du? Eigentlich ist die natürliche Sprache doch nicht Dein Ding.
Hmmmm sind wir wieder beim Meta. Ja eigentlich hatte ich meine geringsten Erfolge mit Sprache. Deutschunterricht war schrecklich. In der Grundschule hat meine Mutter aus Scham mein Aufsätze geschrieben, was natürlich zur Folge hatte, dass ich das nie lernte und im Gymnasium dann das große Aha-Erlebnis hatte.
... also, und warum schreibst Du jetzt?



Zum einen, weil die Zeit vorbei geht. Ich weiß jetzt schon nicht mehr, was ich vor einem Monat gedacht habe, was mich beschäftigt hat. Die Zeit vergeht und ich werden immer vergesslicher. Die alltäglichen Dinge sind alltäglich und die besonderen Dinge verstreichen so schnell und werden gleich wieder vergessen.
Vor allem Eindrücke, Gefühle, Hoffnungen das alles verfließt in dem Matsch, den die Vergangenheit solangsam für mich darstellt.
... Und Du denkst, schreiben hilft dabei. Jetzt vergräbst Du den Matsch in ein paar Buchstaben, die Du nicht mehr lesen wirst.
Oh doch, ich denke schon, dass ich in einem Jahr das hier lesen werde und mich fragen werden, was habe ich mir dabei gedacht. ...  bei diesem Artikel wahrscheinlich nicht viel anderes, weil hier geht's um Grundlegendes, das mich schon seit ein paar Jahren beschäftigt. .... Aber bei den anderen Dingen, wie Büchern, Wochenden, Turnieren, ich glaube, das wird mir schon wichtig sein, mich daran erinnern zu können.
... also ein Tagebuch, warum gibst Du Dir dann so viel Mühe, dass es andere auch lesen können. Warum schreibst Du nicht einfach auf Deinem Rechner, wo es kein anderer außer Dir findet?
Zum Einen geht alles was ich auf meinem Rechner ablege, früher oder später verloren. Es muss also an einem ausgezeichneten Ort sein, der sich nicht ändert und nicht kaputt geht.
Zum Anderen, stelle ich mir vor: das könnte jemand anders lesen, es könnte sogar ein Bekannter von mir sein, ... dann kann ich es später auch noch lesen. Das ist irgendwie ein Druck, es ein bisschen besser zu machen, als wenn ich was in einer geheimen Datei vergrabe. Ich arbeite manchmal mit solchen Zwängen ganz gut. Der eigene Antrieb ist leider häufig zu schwach.
... aber, was ist, wenn das auch im Sand verläuft. Auch so eine angefangene Sache, die irgendwo im Web vergraben liegt.
Tja, das ist dann Pech, im Moment habe ich aber Spaß dran und vielleicht wird's auch mal zur Gewohnheit. Das ist jetzt der zehnte Artikel in zwei Wochen, schau'n wir mal wie's in zwei Monaten aussieht. Wahrscheinlich ist mir dann der Stoff ausgegangen und ich wiederhole mich nur oder noch schlimmer, ich habe tatsächlich damit aufgehört.
... Wiederholung wäre wahrscheinlich gar nicht so schlimm, es kann sich ja ein wenig im Verlauf der Zeit geändert haben. Du merkst vielleicht, dass es Dir wichtig ist, Dich beschäftigt und Du vielleicht noch mehr damit tun solltest.
Ja genau, vielleicht. Dann ist da immer noch im Hintergrund, ob ich das ganze nicht öffentlicher machen sollte.
... Ja was versprichst Du Dir denn davon, was sollen andere damit anfangen? Außerdem ist Deine Orthographie und Dein Schreibstil nicht so, dass es anderen leicht gemacht wird, Dich zu verstehen.
Ich weiß auch nicht. Ich fände es interessant, über meine Artikel mit anderen Leuten zu diskutieren. Andererseits ... habe ich überhaupt nicht den Drang, die Blogs anderer zu lesen.
... Wie fändest Du es, dass Deine Frau oder ein Kollege Dein Blog lesen. Also jemand der oder die, direkt von Deinem Erleben und Empfinden betroffen sind.
Ja, da habe ich keine Antwort. Wahrscheinlich wäre die Diskussion mit ihnen noch interessanter und wahrscheinlich sind sie diejenigen, die am ehesten daran interessiert sind, andererseits verstecke ich auch einiges vor ihnen.
Zum Beispiel, was ich lese oder ganz allgemein konsumiere und warum ich dies tu. Und dann noch meine selbstkritischen Analysen dazu. Das ist ganz schön viel Pulver, was da meine Freunde, Kollegen und Angehörigen von mir bekommen könnten.
... Schießt Ihr aufeinander, kämpfst Du mit ihnen heimlich?
So direkt nicht, und ich denke, dass ich schon relativ offen in meiner Meinung und meinen Vorlieben bin. Trotzdem fände ich es unangenehm, wenn es  jemand, mit dem ich mich ganz gern über kompliziertere Dinge unterhalte, mitbekäme, dass ich ganz gerne amerikanische Fantasy-Bücher für junge Erwachsene lese.
... Du verlässt Deine Komfort-Zone, würde der Ami sagen.
Ja, und der meint das meist positiv. Die Amis sind da etwas draufgängerischer als wir. ... aber ich will nicht über die Amis schreiben.
... und darum versteckst Du den Blog, bzw. lässt ihn nicht in Listen erscheinen oder in Suchmaschinen auftauchen.
Ja genau. Eigentlich ist das auch so eine Art Hygiene. Wenn tatsächlich jedermanns Tagebuch in Google gefunden wird, dann haben wir echt viel Schrott, durch den wir waten müssen, bis wir das finden, was wir suchen.
... das ist doch heute schon so, die Suchmaschinen sind da doch eigentlich intelligent genug.
Ja eigentlich schon, der Hygienegesichtspunkt zieht also nicht. Und eigentlich schau ich schon immer wieder auf die Statistiken um zu sehen, ob jemand anders drauf war. Das ist eigenartig, vielleicht sollte ich es einfach mal probieren.
... vielleicht sollte ich, .... das hört sich ganz schön lasch an. Is ja nicht so als ob Du bei Facebook Deine Freunde zu lesen einladen würdest. Wer's liest tut's, auch wenn Du's nicht verstehst, wer nicht und das werden wahrscheinlich alle sein, tut's nicht. Vielleicht gehen Deine Posts in irgendwelche wissenschaftliche Studien ein, wo sie abstrakt ausgewertet werden, dann hast Du sogar ein gutes Werk getan, aber wahrscheinlich wird's von keinem anderen bemerkt und Du kannst fleißig weiter für Dich schreiben.
... Vielleicht findet Dich aber auch ein Troll und er kann sich mit seinen Kommentaren wichtig machen, wäre doch lustig.
Also gut, damit die Gedankenspiele endlich aufhören, Schluss mit dem Verstecken.
... na endlich. Und warum schreibst Du jetzt eigentlich?

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